Das Mädchen und der Levantiner 
UcickysDer Sträfling aus Stambul"  mit Heinrich George wiederentdeckt 
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Der 1996 von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Filmkunde und dem Bundesarchiv Berlin restaurierte Film Der Sträfling aus Stambul von 1929 war ein ganz frühes Werk des kurz zuvor aus Österreich gekommenen Regisseurs Gustav Ucicky. Dem Film zugrunde liegt der Roman „Das Fräulein und der Levantiner" von Fedor von Zobeltitz. Verfilmungen von Kolportageromanen waren gerade in den 20er Jahren en vogue, immerhin machte ein Regisseur wie G.W.Pabst aus eher bescheidenen literarischen Vorlagen wie Die freudlose Gasse und Tagebuch einer Verlorenen bedeutende Filme.  
Ucickys Der Sträfling aus Stambul erzählt die Geschichte des Schmugglers Tom Zezi, der aus dem Gefängnis entlassen wird und vor den Scherben seiner Existenz steht: sein bester Freund hat ihm die Freundin ausgespannt. 
Erst die Zufallsbekanntschaft mit einer jungen Vetreterin schenkt ihm neues Glück, er heiratet die junge Frau. Durch Intrigen seiner ehemaligen Kumpane, die wissen, daß Zezi bereits verheiratet ist mit einer Frau, die er seit Jahren nicht gesehen hat, wird die neue Existenz Zezis zerstört - Zezi ist Bigamist. (Übrigens spielte Heinrich George bereits 1927 in Jaap Speyers Bigamie in einem Film mit ähnlichem Sujet - auch dieser Film wurde vom Deutschen Institut für Filmkunde in Zusammenarbeit mit der Murnau-Stiftung und dem Centre National de la Cinematographie In Frankreich restauriert). Ucickys Film stellt weniger schlüssige psychologische Handlungsmotive seiner Helden dar als vielmehr die Mechanismen der Gesellschaft in der Zeit der Wirtschaftskrise, die in der lakonischen und unreflektierten Art der Darstellung erschreckend wirken.