Das Mädchen und der Levantiner
UcickysDer Sträfling aus Stambul"  mit Heinrich George wiederentdeckt 
Zezi,der (in der Darstellung Heinrich Georges allerdings durchaus liebenswerte) Verbrecher und seine Kumpane sind die Nutznießer der Zeit, ihr Reichtum ist unermeßlich und unantastbar, die fähigsten Rechtsanwälte stehen ihnen zur Verfügung. Der Niedergang des Bürgertums dagegen wird durch die Figur des Mädchens Hilde gegenwärtig, die offensichtlich eine ausgezeichnete Erziehung genossen hat, nun aber gezwungen ist, als Staubsaugerverkäuferin ihren Unterhalt zu verdienen. Regelrecht ohnmächtig vor Hunger liegt sie eines Tages in Zezis Treppenhaus. Die Kapitulation bürgerlicher Werte vor der Not der Zeit wird endgültig bewußt, wenn die frühere Wirtin Hildes deren Habseligkeiten in die Wohnung Zezis bringt, wo Hilde nun wohnt  und ihr zwinkernd zuflüstert:"Das hätten sie schon früher haben können". Der Niedergang des mächtigen Gangsters Zezi beginnt, als ihn Hilde zu guter Letzt doch noch von ihren verschüttet geglaubten Werten überzeugt. Zezi lehnt alle Einflüsterungen seiner früheren Gangsterkollegen ab und bleibt „clean", was als Rache die Intrige gegen seine zweite Heirat zur Folge hat. Die längst verschollene Exgattin kehrt nun zurück und erpreßt von Zezi all dessen Reichtum für eine Einwilligung in die Scheidung. Plötzlich ist Zezi nur noch „der Levantiner" in einer feindlichen Umgebung, die ihn hetzt. Ohnehin hatte er nach der Entlassung aus dem Gefängnis die Auflage, das Land binnen einer Frist zu verlassen.  
Kurios das Ende in der vorliegenden restaurierten Fassung: während im zeitgenössischen „Illustrierten Film-Kurier" (Nr. 1227, 11. Jhg. 1929) ausdrücklich vom Selbstmord Hildes die Rede ist, weist die einzige noch aufgefundene Fassung ein happy-end auf. 
Zezi findet Hilde leblos in der Küche bei aufgedrehtem Gashahn und legt sie auf eine Couch. Nach einer kurzen Zeit räkelt sie sich und öffnet ihre Augen.  
Der Verweis auf den „Ton" im Vorspann der vorliegenden Fassung läßt darauf schließen, daß nach Beginn der Tonfilmära eine zumindest teilweise mit Ton unterlegte Fassung existiert haben muß, die erhaltene Fassung aber ist stumm mit vermutlich originalen Zwischentiteln.  

Matthias Knop