| Biographie
Als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie wird Richard Oswald (eigentlich Richard W. Ornstein) am 5. November 1880 in Wien geboren. Nach seiner Ausbildung am dortigen Theaterseminar und Engagements bei verschiedenen Wander- und Provinzbühnen, kommt er 1907 an das Wiener Raimund-Theater. Kurze Zeit später wechselt er an das Theater in der Josefstadt (Wien), um im Herbst 1910 an das Düsseldorfer Schauspielhaus zu gehen, wo er seine spätere Frau, die Schauspielerin Käte Waldeck, kennenlernt. 1911 kommt er zum ersten Mal mit dem Medium „Film" in Kontakt und spielt in zwei Inszenierungen von Reinhard Bruck mit („Halbwelt", „Zouza", beide 1911). 1913 folgt der Umzug nach Berlin, wo Oswald zunächst ein Engagement am Neuen Volkstheater annimmt, bevor er ein Jahr später als Dramaturg und Werbefachmann bei der Berliner Vitascop tätig wird, die kurz darauf mit der Projektions-AG „Union" (PAGU) fusioniert. Mit seinem sicherem Gespür für publikumswirksame Stoffe macht sich Oswald als Drehbuchautor bald einen Namen (u.a. „Der Hund von Baskerville", 1914) und erhält in „Das eiserne Kreuz", einem kurz nach Ausbruch des ersten Weltkrieges entstandenen Antikriegsfilms, der von der Zensur sofort verboten wird, erstmals die Chance, auch selbst Regie zu führen. Es folgt eine Zeit äußerster Produktivität (u.a. „Hoffmanns Erzählungen", 1916). | |||
Im Frühjahr 1916 gründet Oswald die Richard Oswald-Film-Gesellschaft und setzt mit einem vorwiegend aus Detektivfilmen und Literaturbearbeitungen („Das Bildnis des Dorian Gray", 1917, „Jettchen Gerberts Geschichte", 1918, „Peer Gynt", 1918, „Die Reise um die Welt in 80 Tagen", 1918) bestehenden Produktionsprogramm auf eine erprobte Erfolgsmischung. Daneben entstehen ab Ende 1916 auch die ersten sogenannten „Aufklärungsfilme" („Es werde Licht!", 1916/17), die in der nach Kriegsende einsetzenden Debatte um die Wiedereinführung einer gesetzlichen Filmzensur im Mittelpunkt der Diskussionen stehen und Oswald zu einem der umstrittensten Regisseure der Weimarer Republik machen. Homosexualität, Prostitution, Inzucht, Geschlechtskrankheiten, Abtreibung - die Palette der gesellschaftlichen Tabuthemen, die Oswald in diesen Filmen aufgreift, ist breit, die Kritik trotz der Beratung von Seiten bekannter Wissenschaftler wie dem Sexualforscher Magnus Hirschfeld oft harsch. So kommen 1918 „Das Tagebuch einer Verlorenen" sowie „Dida Ibsens Geschichte" mit Oswalds Schauspielerstars Anita Berber, Conrad Veidt und Werner Krauß in den Hauptrollen in die Kinos, gefolgt von „Anders als die Anderen" (1918/19), einem Film, der erstmals die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Liebe diskutiert und 1921 von der Zensur verboten wird. | ||||
Die
Jahre nach dem Krieg stehen für Oswald aber auch im Zeichen wirtschaftlicher
Expansion. So eröffnet er im September 1919 im ehemaligen Berliner
Prinzeß-Theater sein erstes eigenes Kino, die Richard-Oswald-Lichtspiele,
und erweitert seine Produktionsfirma sukzessive zu einem Konzern mit mehreren
Tochtergesellschaften. Gleichzeitig versucht er, mit teueren Abenteuer-
und Historienfilmen („Lady Hamilton", 1921, „Lucrezia Borgia", 1922, „Carlos
und Elisabeth", 1923/24) den Geschmack der Zeit zu treffen. Aus finanziellen
Erwägungen wendet er sich jedoch bald wieder weniger aufwendigen Inszenierungen
zu, die er als Regisseur besser zu beherrschen scheint („Die Frau von vierzig
Jahren", „Vorderhaus und
Hinterhaus", beide 1925). Dennoch ist seine wirtschaftliche Lage gegen
Mitte der 20er Jahre derart angespannt, daß er sich im Frühjahr
1926 gezwungen sieht, Konkurs anzumelden. Unter verschiedenen, neuen Firmensignets
produziert er für andere Gesellschaften unvermindert weiter und wagt
sich neben Leichtem („Im weißen Rössl", 1926) und Bewährtem
(„Der Hund von Baskerville", 1929, „Frühlings Erwachen", beide 1929)
mit „Feme" (1927), einem Film über die Ermordung Walter Rathenaus,
auch an politisch brisante Themen heran. Aus internationalen Kooperationen
gehen „Villa Falconieri" (1928) und „Cagliostro" (1928/29) hervor.
Mit „Wien, du Stadt der Lieder" vollzieht Oswald 1930 schließlich erfolgreich den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm. Dabei vermag er vor allem mit Produktionen wie „Dreyfus" (1930), „1914. Die letzten Tage vor dem Weltbrand" (1930/31) und „Der Hauptmann von Köpenick" (1931) an die gesellschaftskritischen Themenstellungen früherer Filme anzuschließen und sich seinen Ruf als Tonfilmregisseur zu sichern. „Ein Lied geht um die Welt" (1933) ist dann Oswalds letzter Film, bevor er Deutschland 1933 verläßt und über Österreich, Holland („Bleeke Bet", 1934), England und Frankreich („Tempête sur l’Asie", 1937/38) 1938 in die USA gelangt. Vergeblich versucht er, dort beruflich Fuß zu fassen. Es entstehen einige eher unbedeutende Filme. 1962 kehrt Oswald noch einmal nach Deutschland zurück und stirbt am 11. September 1963 in Düsseldorf. | ||||
Quellen:
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