Wilhelm Thiele 

Wilhelm Thiele

 

Biographie
Am 10. Mai 1890 in Wien unter dem bürgerlichen Namen Wilhlem Isersohn geboren, beginnt Thiele seine berufliche Laufbahn als Theaterschauspieler: Studium am Wiener Konservatorium, Stipendium des dortigen Burgtheaters, gefolgt von Engagements in Karlsbad und Stuttgart kennzeichnen die ersten Stationen seines Berufsweges, bevor er 1918 als Regisseur ans Münchener Volkstheater geht. 
Thieles Einstieg ins Filmgeschäft erfolgt Anfang der 20er Jahre. 1922 gibt er in der österreichischen Produktion „Carl Michael Ziehrer, der letzte Walzerkönig" sein Regiedebut. In Berlin ist er dann ab Mitte der 20er Jahre als Drehbuchautor, Dramaturg und Regisseur u.a. für die Ufa tätig und dreht Stummfilme wie „Der Orientexpreß" (1927), „Hurrah! Ich lebe!" (1928) und „Adieu Mascotte" (1929), die sehr erfolgreich sind und Thiele als einen geschickten Regisseur leichter Unterhaltungsstoffe ausweisen. 
Besondere Bedeutung erlangt Thiele mit seinen Filmen „Liebeswalzer" (1929/30), „Die Drei von der Tankstelle" (1930/31) und „Die Privatsekretärin" (1930), die zu den größten Publikumserfolgen der frühen Tonfilmzeit zählen und einem von Thiele entwickelten neuem Filmgenre, der Tonfilmoperette, angehören. Die Musik dient in diesen Filmen nicht nur der Untermalung, sondern ist - wie auch die Lied- und Tanzeinlagen - in die filmische Handlung einbezogen. Thiele nimmt damit wesentliche Elemente des später in Hollywood sehr populären Filmmusicals vorweg. 
Nach einem kurzen Zwischenspiel in Frankreich („Le Bal", 1931, „L’Amoureuse aventure", 1931) und drei weiteren in Deutschland und Großbritannien gedrehten Filmen, muß Thiele 1933 Deutschland aufgrund seines jüdischen Glaubens verlassen. Über England („Waltz Time", 1933) und Österreich („Großfürstin Alexandra", 1933) gelangt er in die USA. Dort arbeitet er zunächst als Theaterregisseur, bevor er 1934 bei 20th Century-Fox einen Vertrag unterschreibt. Der Mißerfolg seines ersten in Hollywood gedrehten Films, „The Lottery Lover" (1934), führt allerdings bereits nach kurzer Zeit zum Bruch mit der Major Company. Thiele wechselt daraufhin zu Paramount, wo er in einigen B-Filmen Regie führt und als Regieassistent für Josef von Sternberg arbeitet. 1937 bietet ihm schließlich Metro Goldwyn Mayer (MGM) einen 7-Jahresvertrag an. Hier beginnt er zunächst mit Kurzfilmen, später gefolgt von einigen B-Movies, so u.a. einem Remake seines Films „Hurrah! Ich lebe!" („The Ghost Comes Home", 1940). Daneben realisiert Thiele für RKO zwei Tarzan-Filme mit Johnny Weismüller in der Hauptrolle, doch der große Durchbruch bleibt ihm versagt. In einem Interview äußert er sich später dazu: „Ich erfand die Musik als integrierenden Bestandteil der Handlung und drehte die Vorläufer des Musical-Filmes, dennoch hatte ich nie eine Chance, in Hollywood ein Musical zu drehen. Aber ich selbst habe ja auch meine Fehler gemacht: war störrisch und begriff Hollywood nicht."(Schnauber, 1982) 
In den folgenden Jahren ist Thiele vor allem als Drehbuchautor für kleinere Studios sowie als Dokumentar- und Werbefilmer tätig. Für das Fernsehen dreht er in den 50er Jahren zahlreiche Folgen der damals sehr beliebten Serien „The Lone Ranger" und „The Cavalcade of America". 
1959/60 kehrt Thiele noch einmal für kurze Zeit nach Deutschland zurück. „Der letzte Fußgänger" (1960) mit Heinz Erhard und Christine Kaufmann sowie „Sabine und die 100 Männer" (1960) mit Yehudin Menuhin und Sabine Sinjen sind die letzten Spielfilme seiner Karriere. Am 7. September 1975 stirbt Thiele in Woodlawn Hills, Kalifornien. 
 Quellen: 
Schnauber, Cornelius: Wilhlem Thiele, störrisch und zufrieden. In: Neue Züricher Zeitung (Zürich), 15.04.1982. 
Wilhlem Thiele. In: CineGraph. Lexikon zum deutschsprachigen Film. Hrsg. von Hans-Michael Bock. München 1984ff. 
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