Alla Nazimova 
 
Alla Nazimova
Filmographie
Biographie
Alla Nazimova [auch: Alia Nasimoff] wurde als Alla Lavendera 1879 in Yalta (Krim) geboren. Sie stammt aus einer spanisch-jüdischen Familie. Von 1885 bis 1890 besuchte sie eine katholische Privatschule in Montreux (Schweiz). Danach kehrte sie nach Yalta zurück, um am Konservatorium in Odessa Musik zu studieren. Sie spielte Violine im Orchester des Konservatoriums. Nach dem Tod ihres Vaters geht sie um 1895 nach Moskau, verbringt zunächst drei Jahre an der Schauspielakademie, dann wechselt sie zum Studium an Stanislawskis Moskauer Künstlertheater. Um 1900 ist sie Ensemblemitglied am Theater in Kostroma, danach tritt sie mit Compagnien in Kerson und Wilna auf. 1903 ist sie Erste Darstellerin am Nemetti-Theater in St.Petersburg. 1904 heiratet sie den Schauspieler-Kollegen Paul Orleneff. In Berlin steht sie zusammen mit ihrem Mann in dem pro-zionistischen Drama „Das auserwählte Volk", dessen Aufführung in Rußland verboten ist, auf der Bühne. 1905 geht sie mit diesem Stück nach New York. Sie mietet das kleine Manhattan Theatre, das in „Orleneff's Lyzeum" umbenannt wird. Das Ensemble gibt Vorstellungen in russischer Sprache, spielt Stücke u.a. von Maxim Gorkij, Anton Cechov und August Strindberg. Mit russischen Stücken geht sie auch auf Tournee durch die USA. 

1906 beginnt sie bei der Schauspielerin Caroline Harris Englischunterricht zu nehmen - in nur fünf Monaten lernt sie die Sprache. Die erste Rolle, die sie in englischer Sprache spielt und die sie zum Star am Broadway machen wird, ist die Titelrolle in „Hedda Gabler" von Henrik Ibsen, das am 13. November 1906 Premiere hat. Sie nennt sich nun Nazimova. 1907 hat sie großen Erfolg mit einem weiteren Ibsen-Stück, „A Doll's House (Nora oder Ein Puppenheim)". Das Theater wird in Nazimova-Theater umbenannt. Bis 1911 spielt sie in zahlreichen Stücken am Broadway und ist auf Tournee. An die Broadway-Aufführung des Stück „Bella Donna" schließt sich eine einjährige Tournee mit dem männlichen Hauptdarsteller Charles Bryant (mit dem sie einigen Quellen zufolge auch verheiratet war) an. Nach dem Erfolg des Broadway-Stücks „War Brides" (1915) nimmt Lewis O.Selznick sie für die Filmversion des Dramas, eines propagandistischen Kriegsmelodrams, unter Vertrag.

1917 unterschreibt sie einen Vertrag mit der Metro. Ein Jahr später spielt sie wieder am Broadway in einem Zyklus von Ibsen-Stücken. Danach konzentriert sie sich auf ihre Arbeit beim Film. Zwischen 1918 und 1922 steht sie u.a. in „The Relevation" (Regie: George D. Baker), "Eye for Eye" (Regie: Albert Capellani) und „Stronger than Death" (Regie: Herbert Blanché und Charles Bryant) vor der Kamera. „Eye for Eye", „The red Lantern" (Regie: Albert Capellani) und „Camille" (1921, Regie: Ray C.Smallwood) sind auch von ihrer Firma Nazimova Productions produziert. Nach dem kommerziellen Mißerfolg ihres avantgardistischen Films Salome (1922, Regie: Charles Bryant) und nach „Madonna of the Streets" (1924, Regie: Edwin Carewe) kehrt sie auf die Bühne zurück, spielt u.a. mit dem Ensemble des französischen Grand Guignol-Theaters und tritt in Vaudeville-Sketchen auf. 

Zum Start ihres von Ray C.Smallwood inszenierten Films „Billions" (1920, dt.: Billionen) in Deutschland schreibt die Kritik 1924 über sie: „Alla Nazimova ist beileibe kein kommender Name, sie ist eine abschließende Leistung, und sie ist, namentlich für Amerika, ein bedingungsloser Begriff, gegen den es keine Einwendungen gibt. Vergegenwärtigen wir uns eins: Amerika hat die kleinen Mädchen, die Broadway-Pflanzen, die faszinierend „schönen" Frauen, die gleichmäßige Anmut. Da platzt eine Nazimova wie eine Bombe hinein: sie ist gar kein „kleines Mädel", sie ist nicht „faszinierend schön", sie hat vor allem keine „natürliche" Anmut. Die Nazimova ist raffinierte Mache, ist europäisch dekadent, ist im Grunde genommen stilisierter Bluff ... Und gerade dadurch ist sie ein Stückchen Naturwunder. Für natürliche, robuste Landnaturen ist sie vielleicht lächerlich, und das ist ein Symptom unerhörter Wichtigkeit. Aber für den Städter, vor allem für den Großstädter, ist sie hin und wieder eine pantomimische Offenbarung, eine Leistung der Verzerrung, eine Nummer von drastischer Körperkultur..." (Die Filmwoche Nr.26, 1924, S.575).

1927 wird Alla Nazimova US-Bürgerin, arbeitet ein Jahr später in London und wird schließlich 1928 Ensemble-Mitglied in Eva Le Galienne's Civic Repertory Theatre in New York. Unter Rouben Mamoulian spielt sie 1930 in „A Month in the Country" und baut ihre Theater-Karriere bis Mitte der dreißiger Jahre weiter aus, u.a. spielt sie in den Ibsen-Stücken „Ghosts (Gespenster)" und wiederum in „Hedda Gabler". Eine späte zweite Karriere beim Film bescheren ihr Rollen in Mervyn LeRoys „Escape" (1940), Rouben Mamoulians „Blood and Sand" (1941), In our Time (1944, R.: Vincent Sherman), „The Bridge of San Luis Rey (1944, R.: Rowland V.Lee) und „Since you went away" (1944, R.: John Cromwell). Alla Nazimova, die sich dem amerikanischen Massengeschmack nie anzupassen bereit war, stirbt am 13. Juli 1945 in Los Angeles.

 
uvk