Materialien	Das gottlose Mädchen
	In einer amerikanischen Schule verteilt eine Gruppe von Schüler heimlich freigeistige Flugschriften. Die Anführerin dieses „Klubs der Gottlosen", wie sie sich nennen, ist die hübsche und temperamentvolle Mary. Ihr Gegenspieler ist Bob, ein von ihr spöttisch „Der Erzengel" genannter Mitschüler, der mit seinen Gesinnungsgenossen dem gottesleugnerischen Treiben ein Ende bereiten möchte. Eines Tages kommt es zu einer wilden Prügelei zwischen den beiden verfeindeten Parteien, in deren Verlauf ein Treppengländer bricht und ein Mädchen aus Marys Anhängerschaft den Tod findet. Die Sache wird vor Gericht gebracht, und Mary, Bob sowie sein Freund Bozo werden als Hauptverantwortliche zu fünf Jahren Zwangserziehungsheim verurteilt.  Die Anstalt, in die die drei jungen Leute eingewiesen werden, atmet den Geist eines Zuchthauses. Mit eiserner Strenge wird jeder Schritt der jungen Zöglinge, deren Dasein nach militärischer Ordnung abläuft, bewacht, jede kleinste Übertretung rücksichtslos und grausam bestraft. Während Mary bald in der zur Aufseherin der Mädchenabteilung aufgestiegenen Anny eine Leidensgefährtin und treue Freundin findet, haben Bob und Bozo, die sich die besondere Feindschaft des Oberaufsehers, eines gefühllosen und brutalen Menschen, zuziehen, einen ungleich schwereren Stand. So werden beide wegen einer harmlosen Wasserspritzerei beim gemeinsamen Waschen hart bestraft und zum Müllkommando beordert. Dort treffen sie Mary wieder, die mit Anny ebenfalls dorthin abkommandiert wurde. In einem unbeobachteten Moment kommt es zu einer kurzen Aussprache zwischen den beiden vormals verfeindeten Bandenchefs, die das gemeinsame Leid nun innerlich zusammengeführt hat.  Als sie jedoch in einem Gefühl tiefer Zuneigung ihre Hände an dem Eisengitter, das sie beide voneinander trennt, gegeneinander legen, schaltet der Oberaufseher für einen Augenblick den Gitterstrom ein. Mit verbrannten Handflächen sinken die beiden zu Boden. Rasend vor Wut greift Bob den herankommenden Aufseher an, wird aber sofort überwältigt und zur Strafe in Einzelhaft genommen.  Versteckt in einem Proviantwagen, gelingt ihm wenig später zusammen mit Mary die Flucht. In Freiheit verleben die beiden einen unbeschwerten Tag, bevor sie von den Heimaufsehern aufgegriffen und erneut in Einzelhaft gesteckt werden.  In der folgenden Nacht bricht in der Mädchenabteilung ein Brand aus. Die Zöglinge nutzen die allgemeine Verwirrung, um zu fliehen. Einzig Mary, die in ihrer Zelle festgekettet ist, wird in der Aufregung vergessen. Um sie zu retten, stürzt Bob zurück in das brennende Gebäude. Er entreißt dem Oberaufseher den Schlüssel zu Marys Zelle und befreit sie aus ihrem Gefängnis. Unterdessen ist durch den Einsturz eines Gewölbes, bei dem sich eine elektrische Stromleitung herabgesenkt hat, der Oberaufseher selbst in Lebensgefahr geraten. Bob, Mary, Anny und Bozo eilen dem Mann zu Hilfe und schleppen ihn aus dem einstürzenden Gebäude. Für diese mutige und christliche Tat werden die vier jungen Leute begnadigt und in ein neues Leben entlassen.
	Nach: Deutsche Filmzeitung (München), Nr. 44, 1928 Illustrierter Film-Kurier, Nr. 989