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Über
das Leben von Adolf Trotz ist wenig bekannt. Sein Interesse als Regisseur
gilt Themen, die einen Aufklärungsanspruch haben, vielfach werden sie
vom Publikum nicht besonders goutiert. Dies wird bei dem Film "Wege zur
guten Ehe" anschaulich, den Trotz zusammen mit dem Kritiker Willi Haas
nach dem in den zwanziger Jahren sehr populären Ratgeber des Mediziners
Theodore van de Velde geschrieben hat. Die Kritik nimmt den im Juni 1933
in einer Doppelpremiere im Berliner Atrium und im Primus-Palast uraufgeführten
Film recht positiv auf.
"Wege zur guten Ehe" wird beworben als ein Film,
der "das gesamte Eheproblem" aufrollt und "den Pfad zu Gesundheit und
Glück in der Ehe weisen" will. Seine Wertorientierung gilt klar dem Glück
beider Geschlechter, und er analysiert mögliche Ursachen der emotionalen
"Abkühlung" zwischen Mann und Frau. "Gesundheit und glückliche, kinderreiche
Ehen sind der unersetzliche Schatz jedes Volkes. Wer für sie wirbt, wirbt
für das Vaterland." Ganz im Stil der Querschnittsdramaturgie früherer
Aufkärungsfilme werden verschiedene Paare porträtiert, deren Ehen unglücklich
sind. Trotz baut als "Film im Film" einen Lehrfilm mit Begleitvortrag
ein, den eine vornehme Abendgesellschaft sich im privaten Kreis anschaut.
Tenor des Films: die Frau braucht Nachhilfestunden in der Physiologie
der weiblichen Sexualität, der Mann soll sich mehr um seine Ehe und weniger
nur um seine Geschäfte kümmern, dann wird sich das Eheglück schon einstellen.
Den Nationalsozialisten ist Trotz' Film ein Dorn im Auge. Er wird auf
Goebbels' Veranlassung am 29.2.1936 mit der Begründung verboten, er gefährde
"...die Volksgesundheit": "Der Film ist, was Ausführung und Tendenz
betrifft, im nationalsozialistischen Staate nicht verwendbar, weil er
in liberalistischer und individualistischer Weltanschauung wurzelt. Er
sieht die gute Ehe als individuelles Glück an, das auf der Grundlage befriedigten
Trieblebens zu erreichen ist und nur darin den Sinn der Ehe erblickt.
Die Wege zu diesem Glück weist ein Eheberater in der Person eines älteren
Arztes, der auf der Grundlage Magnus Hirschfeldscher 'Sexualwissenschaft'
seine Ratschläge erteilt. Die Männer und Frauen, die den Eheberater um
Rat angehen, leben alle in kinderlosen oder entsittlichten Ehen. Der Film
verkündet nichts von Rasseinstinkt und Rassebewußtsein, nichts von artbewußter
Gattenwahl und vom Glück des Kindersegens, der eine unerläßliche Forderung
für jede gute Ehe ist." (Dok. 5670/ 29.2.1936)
Die Filme von Adolf Trotz
(Regie, wenn nicht anders angegeben):
- Sechzehn Töchter und kein Papa. 1928
- Somnambul. 1929
- Frau im Talar. 1929
- Das Recht der Ungeborenen. 1929
- Karriere. 1930
- Es kommt alle Tage vor. 1930
- Der Bergführer von Zakopane. 1930
- Elisabeth von Österreich. 1931
- Schützenfest in Schilda. 1931
- Rasputin. 1932
- Wege zur guten Ehe. 1933. Auch Drehbuch, zus. mit Willi Haas
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