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Startseite zu 30 repräsentativen ZensurfilmenFreies VolkGeschlecht in Fesseln
Eine Fabrik mitten in Äckern, mitten hineingebaut in fruchtbares, blühendes Land .- Dr. Witte, der Fabrikarzt, wird von seiner Tochter Marianne in seiner aufreibenden, schweren Tätigkeit unterstützt. Kummer und Elend der Arbeiter, das er täglich neu vor Augen sieht, lasten schwer auf ihm. Der Arbeiter Huber, Vater von sechs Kindern, verunglückt tödlich. Dr. Witte erhofft sich Hilfe durch seinen neuen Stellvertreter Dr. Maerker. Der junge Arzt erfährt nun das ganze Elend des Kinderreichtums vor Ort - Armut, Krankheit, Trunkenheit, Kinder und Elend, Elend und Kinder. Nur das Haus des reichen Fabrikdirektors Roeder ist kinderleer. Auf einem Spaziergang erzählt Dr. Maerker Marianne seine traurigen Erlebnisse. Sie treffen sich in ihren Ansichten, daß hier Abhilfe geschaffen werden muß; und beiden wird gleichzeitig klar, daß sie auch innerlich zueinander gehören. 
Es ist Feierabend. Die Arbeiter verlassen ihre Fabrik. Sie gehen nach Hause zu ihren Frauen und zu ihren Kindern oder – in die Kneipe. - In der darauffolgenden Nacht tötet die Frau des verunglückten Arbeiters Huber ihre Kinder und sich aus Verzweiflung darüber, daß ihnen der Ernährer genommen wurde. Sie dreht den Gashahn auf. Dr. Maerker ist über dieses Elend verzweifelt. Hier muß sofort etwas geschehen. Die Menschen müssen aufgeklärt werden. Er will im Gasthaus einen Vortrag über die „Hygiene in der Ehe" und über Geburtenregelung halten. Der Vortrag findet statt, da er aber das zweite Thema bekannt gibt, kommt es zu einem großen Skandal. Dr. Witte, der Pastor und der Amtsrichter wollen den Vortrag verhindern. Aber der Hauptteil seiner Zuhörer, Arbeiter mit ihren Frauen, tritt energisch für Maerker ein. Witte verläßt mit Marianne, dem Pastor und anderen Honora-tioren des Ortes den Vortragssaal. - Dr. Witte ist sehr erregt. Er teilt seiner Tochter mit, daß Dr. Maerker nicht länger sein Assistent sein könne. Da gesteht ihm Marianne, daß sie sich mit Dr. Maerker verlobt habe und außerdem die Ansichten, die er in seinem Vortrag vertrete, vollkommen billige. - Witte bricht zusammen und fällt in ein schweres Nervenfieber. - Maerkers Vortrag ist von großem Erfolg begleitet. Danach wird er zu Witte geholt. Er bemüht sich um den Bewußtlosen, der in schweren Fieberphantasien liegt. Die unsichtbare Umwelt mit ihrer unendlich großen Fruchtbarkeit wird für den Kranken lebendig. Er versinkt in einem Meer von Mikroben, gegen die er sich vergeblich wehrt. Dabei sieht er ununterbrochen Maerkers Augen auf sich gerichtet. Dann erscheint ihm im Traum der Kopf des jungen Arztes und schreit ihm immer wieder zu: „Fruchtbarkeit überall !" - Witte versucht sich vergeblich aus dem Gewirr der scheußlichen Tiere zu befreien. Immer neue dringen auf ihn ein. Er flüchtet und erreicht schließlich eine mittelalterliche Gasse, die voll von Leichen liegt. Die Pest hat hier gewütet. Doch schon tauchen neue Fieberbilder auf: Ein Krater speit seine Feuermassen aus und vernichtet alles Leben, dann brechen ungeheure Wassermassen ein. Er flüchtet über endlose Kriegsgräber und sitzt plötzlich im leeren Vortragssaal, in dem Maerker über Gebur-tenregelung doziert. Witte ist empört. Die Frauen wollen von beiden Ärzten Lösungen. Witte kann nur Enthaltsamkeit vorschlagen und zertrümmert Maerkers Anschauungsmodell. Die Frauen sind außer sich und reißen Witte zu Boden. 
Er erwacht aus seinen schweren Träumen. Sie haben ihn zur Einsicht gebracht. Nun willigt er in die Hochzeit Maerkers mit Marianne ein.

Nach:
Illustrierter Filmkurier Nr. 1338, 12. Jg. 1930.