Materialien Somnambul [Die Hellseherin]
Übersicht
1811 KB, PDF-Datei
79 KB, PDF-Datei
Startseite zu 30 repräsentativen ZensurfilmenSergeant XTarzan

Der Fabrikant Bingen führt in seinem Haus ein strenges Regiment. Unter seiner mürrischen und verschlossenen Art leiden seine Frau Helga und sein Sohn Kurt sehr. Um der harten Hand seines Vaters zu entfliehen, verläßt Kurt kurzerhand das Elternhaus. Wütend über den Ungehorsam seines Sohnes verhindert Bingen durch seinen Einfluß, daß Kurt eine Beschäftigung findet. 
Von seinem Vater verstoßen und ohne feste Anstellung, gerät Kurt bald in zwielichtige Kreise. Eines Tages lernt er Myra kennen, das Medium des Schwindel-Telepathen Spinelli. Hingerissen von ihrer Schönheit, vergißt Kurt seine Braut Amélie und läßt sich von Myra überreden, seinen Vater ein letztes Mal um Geld zu bitten. Als dieser ablehnt, bricht Kurt in seiner Not eines Nachts in die elterliche Wohnung ein und stiehlt aus dem Schreibtisch seines Vaters Geld. 
Am nächsten Morgen wird Bingen ermordet aufgefunden. Der Verdacht fällt sofort auf Kurt, der zwar den Diebstahl zugibt, den Mord an seinem Vater aber entschieden bestreitet - wenn auch vergeblich. Alle Indizien sprechen gegen ihn. Sogar die einzige Entlastungszeugin, Myra, bei der er die Mordnacht verbracht hat, sagt aus Angst, daß man sie der Mittäterschaft bezichtigen könnte, gegen ihn aus. Erst die Drohungen von Max, einer dunklen Existenz, mit der Kurt in der Unterwelt Freundschaft geschlossen hat, und Amélies Bitten bringen Myra schließlich dazu, die Wahrheit zu gestehen. Ihrer nachträglichen Entlastungsaussage wird jedoch kein Glauben geschenkt. 
Wenig später findet Max auf dem Balkon, von dem der tödliche Schuß auf Bingen abgegeben wurde, ein Stückchen Spitzenstoff. Schon glauben alle erfreut, eine Spur entdeckt zu haben, als sich herausstellt, daß der kleine Stoffetzen zu einem Morgenrock Helga Bingens gehört. In ihrer Verzweifelung wendet sich Helga daraufhin hilfesuchend an eine Hellseherin. Doch auch diese kann ihr nicht mehr über den Hergang des Verbrechens sagen, als das, was jedermann ohnehin schon längst aus den Zeitungen weiß. 
So kommt es zur Gerichtsverhandlung, in deren Verlauf Kurt zum Tode verurteilt wird. Max, der von Kurts Unschuld indes überzeugt ist und sich als einer der fähigsten Köpfe der Kriminalpolizei entpuppt, findet unterdessen das einzige fehlende Beweissstück in der sonst lückenlosen Indizienkette, den Revolver. Am Tag nach der Urteilsverkündigung klärt sich der Fall: Es war Helga Bingen, die im mondsüchtigen Zustand ihren Mann erschoß. 
Tief entsetzt über ihre Tat, von der sie nichts ahnte, begeht Helga am Ende Selbstmord, während Kurt nach seiner Entlassung mit Amélie zusammen ein neues Leben beginnt.

Nach:
Die Filmwoche (Berlin), Nr. 8, 20.02.1929
Illustrierter Film-Kurier, Nr. 1092