Materialien  Wege zu Kraft und Schönheit
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Startseite zu 30 repräsentativen Zensurfilmen Vorderhaus und Hinterhaus

„Mens sana in sano corpore" ist das Leitmotiv dieses Films, das durch eine Fülle von Beispielen lebendig gemacht wird. [...] Die Zucht, die im Altertum geübt wurde, und der Sport unserer Tage in allen seinen Differenziertheiten werden einander gegenübergestellt. - Ein römisches Bad wird mit historischer Treue rekonstruiert: anmutige Sklavinnen ergötzen sich am Ballspiel, bis die stolze Domina erscheint und die Fahrt zu den Thermen angetreten wird. Wir sind Zeugen jener Prozedur, in der wunderbare Frauenkörper vor dem Bade geölt und gesalbt werden. Wir sehen, wie holde Weiblichkeit im Terpidarium, zu deutsch Warmbad, Rückengüsse empfängt und erkennen, daß schon im alten Rom des Pfarrers Kneipp Wasserkuren gang und gäbe waren. Und weiter geht der Gang ins Frigidarium (Kaltbad), dessen klassischer Wiederaufbau uns in Entzücken versetzt. Auf eine versunkene Welt wird der Kontrast der Gegenwart gesetzt - eine Planschwiese im Norden Berlins taucht zunächst auf, die nach dem Stift des Meisters Zille schreit. [...] Auf der Leinwand sehen wir, wie in der Kindersandburg einer Düne unsere Kleinsten im Urzustand ihren Puppenkindern die Schönheit des moderenen Nacktbades offenbaren. Wenn nach diesem unschuldigen Idyll plötzlich hunderte von nackten Menschen beiderlei Geschlechts erscheinen, die in paradiesischer Ungebundenheit in Licht, Luft, Sonne, Wasser baden, sind wir über den Berg der Prüderien hinweg und empfinden das Schauspiel als etwas durchaus Natürliches und Selbstverständliches. [...] 
Dieser Film will zeigen, welche Kräfte am Werke sind, um eine Wiedergeburt des Körpers aus dem Geiste der Antike zu ermöglichen. [...] Er zeigt den Spießer in allen seinen Schattierungen, beim Betrachten antiker Kunstwerke, deren reine Nacktkultur ja auch nicht hinwegzuleugnen ist, - und er führt den armen und geschundenen Menschen vor, der im modernen Maschinen- und Bureau-Betrieb jämmerlich verkümmert, weil er weniger aus Trägheit als infolge seiner ungünstigen Lebensbedingungen keine freie Stunde für körperliche Ertüchtigung aufzubringen vermag. 
Im Gegensatz zu einer dahinsiechenden Jugend treten die Repräsentanten eines neuen Geschlechts auf, denen Körperpflege das Dasein bedeutet, die Mittel und Methoden kennen, um sich abzuhärten und widerstandsfähig zu erhalten. Sei es, daß sie sich Licht, Luft oder Wasser nutzbar machen oder durch Marschieren, Gerätturnen, Boxen, Ballwerfen, Rudern ihren Körper stählen und trainieren. Ruderregatten und Faustkämpfe werden auf die Leinwand gebracht, Luft-, Licht-, Schnee- und Seebäder, Skilauf, Tennis und Golfspiel folgen in bunten, wechselnden Bildern. Die Berühmtheiten der Welt [...] werden als Kronzeugen zitiert. Ein glänzendes Sportturnier wickelt sich ab, - die Meister aller Völker führen ihre Künste vor. [...] Und wenn plötzlich der Zug der Professionals durch den König und Kronprinzen von Norwegen bei Skilauf - durch Lloyd George beim Golfspiel und Mister Balfour beim Tennis unterbrochen wird, wenn Mussolini und Gerhart Hauptmann mit ihren sportlichen Übungen in die Erscheinung treten, so wird durch die bloße Existenz dieser Weltberühmtheiten dem eingeborenen Sensationsbedürfnis des breiten Publikums auf eine höchst anständige Art Rechnung getragen. [...] Tanzschulen [zeigen] Resultate ihrer künstlerischen Arbeit. Wir sehen [...] jene wunderbar gegliederte „Wanderung" aus der Schule der Mary Wigman [...], das „Erwachen des Morgens", zwei unvergleichlich schöne „Akt"-Studien aus der Werkstatt der Hamburgerin Hedwig Hagemann [...]. Alle Völkerschaften passieren Revue. Afrikanische Stämme, Bewohner der Südsee-Inseln, Spanier, Schweden, Russen, die bayerischen Typen marschieren auf, um kundzutun, daß der Tanz, die rhythmische Bewegung zu den wesentlichen Elementen und Äußerungen der Volksseele gehört. [...]

Aus
Illustrierter Filmkurier Nr.159.