Lewis Milestone

Lewis Milestone

 

Biographie
Sergej M. Eisenstein bezeichnete den Film einmal als eine gute Doktorarbeit, und zweifellos ist „All Quiet on the Western Front" (1929/30) jener Film, der Lewis Milestone als Regisseur unvergeßlich machte. 
Geboren am 30. September 1895 als Sohn einer reichen russisch-jüdischen Familie in Chisinau, einem Ort in der Nähe von Odessa, kommt Lewis Milestone (eigentlich Lewis oder Lev Milstein) 1912 zum Maschinenbaustudium nach (vermutlich Belgien und) Deutschland. Bereits ein Jahr später wandert er in die USA aus. Erste Erfahrungen im Filmbereich sammelt Milestone während des 1. Weltkrieges als Mitarbeiter bei militärischen Trainingsfilmen des Army Signal Corps. 1919 nimmt er die amerikanische Staatsbürgerschaft an und zieht nach Hollywood um. Dort ist er zunächst als Assistent für Henry King tätig, um dann als Cutter bei diversen Studios (u.a. Sennett, Ince, Fox) sowie als Drehbuchautor und Assistent des Regisseurs William A. Seiter seinen Einstieg in die Filmbranche zu suchen. 1925 führt er in der Warner-Bros.-Produktion „Seven Sinners", einer Kriminalkomödie, für die er zusammen mit David O. Selznick auch das Drehbuch schreibt, zum ersten Mal selbst Regie. Zwei Jahre später gelingt ihm mit „Two Arabian Knights", seinem ersten Ausflug ins Kriegsfilmgenre, der erste große Erfolg. Von Publikum und Kritik enthusiastisch aufgenommen, sichert sich Milestone mit diesem von Howard Hughes produzierten Film seinen ersten Oscar in der Kategorie „Beste Komödienregie". Kaum drei Jahre später erhält er für seine Regieleistung in „All Quiet on the Western Front" von der Academy einen weiteren Preis zuerkannt. Die wendige Kameratechnik, die an die dynamische Bildwirkung der Stummfilmära zurückdenken läßt, der ausgefeilte Schnitt sowie die Verwendung des Tons als neuem Stilmittel machen den Film, der 1929/30 als bester Film des Jahres ausgezeichnet wird, zu einem eindrucksvollen Dokument, das Milestone den künstlerischen Durchbruch bringt. Mit seinem nächsten Film, „The Front Page", einer 1931 gedrehten schwarzen Komödie aus dem Zeitungsreporter-Milieu, vermag Milestone an seine vorhergehenden Erfolge anzuknüpfen. Der Versuch, sich vom Studio-System Hollywoods zu lösen und zusammen mit Selznick, Lubitsch und King Vidor eine eigene Produktionsfirma zu gründen, schlägt allerdings fehl. 1932 wird Milestone statt dessen für zwei Jahre Produktionschef bei United Artists. Die Verfilmung von John Steinbecks Roman „Of Mice and Men" (1939) festigt schließlich seinen Ruf als versierter Techniker und bemerkenswerter Schauspielerregisseur.
Anfang der 40er Jahre kehrt Milestone zum Kriegsfilmgenre zurück. Zusammen mit Joris Ivens realisiert er 1942 den Dokumentarfilm „Our Russian Front", gefolgt von mehreren Spielfilmen, von denen vor allem „A Walk in the Sun" (1945), stilistisch und thematisch auf „All Quiet on the Western Front" aufbauend, sich durch eine innovative Verknüpfung von Bild und Ton auszeichnet.
Nach dem Krieg beginnt für Milestone eine Periode künstlerischer und kommerzieller Fehlschläge, in der er aufgrund seiner russischen Herkunft und linken Gesinnung auch politisch unter Druck gerät. Von 1952 bis 1955 führt er dann in England und Italien Regie und ist anschließend für kurze Zeit beim amerikanischen Fernsehen tätig. Mit „Pork Chop Hill" (1959), einem Film über den Korea-Krieg mit Gregory Peck in der Hauptrolle, meldet er sich beim Kinopublikum wieder zurück. Doch mit keinem seiner nun folgenden Filme kann er an die Erfolge früherer Jahre anschließen. Das Remake von „Mutiny of the Bounty" (1962) mit Marlon Brando ist schließlich sein letzter Spielfilm. Bei zwei weiteren wird er durch andere Regisseure ersetzt. Nach langer Krankheit stirbt Milestone am 25. September 1980 in Los Angeles. 
Er hinterließ ein umfangreiches und vielfältiges filmisches Werk (Musicals, Komödien, Melodramen, Abenteuer-, Gangster- und Kriegsfilme), das ihm einerseits die Anerkennung als brillanter Techniker, andererseits aber auch den Vorwurf einbrachte, keine persönliche Handschrift entwickelt zu haben.
 

Quellen: 

  • Arnold, Frank: Lewis Milestone. In: Filme, 6/1980.
  • Diehl, Digby: Directors Go To Their Movies: Lewis Milestone. In: Action, July-Aug./1972, S. 2-11.
  • Hanson, Stephen L.: Milestone, Lewis. International Dictionary of Films and Filmmakers. Vol. 2: Directors. Detroit 1997, S. 682-684.
  • Lewis Milestone. In: Film Dope, Jan./1990.
  • Mitchell, George J.: Making All Quiet on the Western Front. In: American Cinegrapher, Sep./1985, S. 34-43.
  • P.K.: „Milestone," Lewis. In: World Film Directors. Vol. 1: 1890-1945. Hrsg. von John Wakeman. New York 1987, S. 770-778.
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