Mit dem französischem Kapital der Eclair und zusammen mit Fritz
Holz gründet Pommer bereits 1915 die Decla-Film-Gesellschaft-Holz
& Co. in Berlin. Die Decla ("Deutsche Eclair") produziert Abenteuer-
und Detektivfilme (unter der Regie von Alwin Neuß), Melodramen,
Liebeskolportagen, Gesellschaftsstücke (Regie: Otto Rippert) und
Kurzfilm-Serien mit den Komikern Harry Lamberts-Paulsen und Hanne Brinkmann.
Ein eigener Decla-Verleih, von Hermann Saklikower geleitet, vertreibt
auch ausländische Filme.
Pommer selbst dient im Ersten Weltkrieg an der West- und Ostfront; 1916
kehrt er verletzt nach Berlin zurück, wo er zuerst als Rekrutenausbilder,
dann für das Bild- und Filmamt (Bufa) tätig ist.
Nach der Fusion der Decla mit der Meinert-Film-Gesellschaft 1919, leitet
Rudolf Meinert die Produktion und Erich Pommer die Auslandsvertretung.
Die Decla-Produktion wird ehrgeiziger. Es erscheinen die Marken "Decla-Abenteuerklasse"
(u.a. Fritz Langs "Die Spinnen.
2. Teil: Die Brillantenschiff") und "Decla-Weltklasse" (z.B. "Das Cabinett
des Dr. Caligari" unter der Regie von Robert
Wiene). 1922 sagte Pommer in einem Interview des Film-Kurier "daß
die einzige Möglichkeit, den deutschen Film wieder auf dem Weltmarkt
durchzusetzen, diejenige sein würde, beim Export ausschießlich
Wert auf die Ausfuhr des Qualitätsfilms zu legen." Der internationale
Erfolg von "Caligari" erschien ihm als Bestätigung.
1920 fusioniert die Decla mit der Deutschen Bioskop AG zur Decla-Bioskop
AG und wird damit zur zweitgrößten deutschen Filmgesellschaft
nach der Ufa. Sie verfügt nun über die Atelieranlage Neubabelsberg
und über eine eigene Kinokette. Zwei Tochterfirmen werden gegründet:
die Uco-Film GmbH und die Russo-Filme Commandite. Die Uco-Film GmbH, an
deren Gründung neben der Decla-Bioskop auch der Ullstein Verlag beteiligt
ist, profiliert sich besonders über Verfilmungen von Fortsetzungsromanen
der Berliner Illustrierte, wie "Schloß Vogelöd. Die Enthüllung
eines Geheimnisses" und "Phantom" unter der Regie von Friedrich
Wilhem Murnau sowie Fritz Langs
"Dr. Mabuse, der Spieler". Die Russo-Filme Commandite produziert Adaptionen
von Werken der Weltliteratur wie etwa "Irrende Seelen. Sklaven der Sinne",
eine von Carl Froelich inszenierte
Dostoiewsky-Verfilmung mit Asta Nielsen in der Hauptrolle. Pommer sammelt
um sich ein erfolgreiches Team von Regisseuren (F.
W. Murnau, Fritz Lang,
Robert Wiene, Carl Froelich,
Fritz Wendhausen), DrehbuchautorInnen (Thea von Harbou, Carl Mayer, Robert
Liebmann), Kameramännern (Karl
Freund, Carl Hoffmann,
Willy Hameister), Architekten (Walter Röhrig und Robert Herlth) sowie
Schauspielern und Schauspielerinnen.
Im November 1921 übernimmt die Universum-Film AG (Ufa) die Decla-Bioskop,
die jedoch als eigenständig arbeitender Konzernteil bestehen bleibt.
Anfang 1923 wird Erich Pommer in den Ufa-Vorstand berufen und übernimmt
die Oberleitung der in die Ufa integrierten Decla-Bioskop, der Union AG
und der Messter-Gesellschaft. Zugleich ist er erster Vorsitzender der
Spitzenorganisation der Filmindustrie (SPIO). Die Filmgeschichte der Weimarer
Republik wurde stark vom ihm geprägt. Für Fritz Lang, der 1919
mit "Halbblut" sein Regiedebüt in einem Decla-Film gibt, "[verdankt]
die Ufa respektive die deutsche Filmindustrie [...] ihren Aufstieg und
damalige Weltgeltung nur ihm." Die galopierende Inflation ermöglicht
aufwendige Produktionen: in jener Zeit werden einige "Klassiker" gedreht,
teure und international erfolgreiche Großfilme wie "Der letzte Mann",
"Faust", "Manon Lescault" oder "Varieté".
Die hohen Produktionskosten führen zu einer schweren finanziellen
Krise der Ufa und fallen auf Pommer zurück. Schließlich wird
wegen der wegen der enormen Kostensteigerung von "Metropolis" (6 Mio.
RM) Pommers Vertrag 1926 nicht mehr verlängert. Pommer geht in die
USA und arbeitet für die Paramount Pictures Inc. als Produktionsleiter
für zwei Pola Negri Filme,
"Hotel Imperial" und "Barbed Wire". Nach einem kurzem Intermezzo bei der
MGM wird er 1927 zur Ufa zurückgeholt.
Aus den USA brachte Pommer organisatorische und technische Neuheiten mit,
wie z.B. die Verwendung von Drehplänen oder von Kamerakranwagen.
Als Produktionsleiter und Chef der "Erich-Pommer-Produktion der Ufa",
feiert er 1928 mit "Heimkehr" (Regie: Joe
May) und "Ungarische Rhapsodie" von Hanns
Schwarz sein deutsches comeback. Es folgen "Asphalt" (Regie: Joe
May) und "Die wunderbare Lüge der Nina Petrowna" (Hanns
Schwarz). Pommer produziert den ersten Ton-Film der Ufa und ist ein
Pionier der Sprachversionen: Seine "Melodie des Herzens", inszeniert von
Hanns Schwarz und Ende 1929
in Berlin uraufgeführt, wird in einer englischen, eine französischen,
eine ungarischen sowie eine stummen Fassung produziert. Sein Konzept geht
auf, der Film wird zu einem Welterfolg. Die "Erich-Pommer-Produktion der
Ufa" dreht in den folgenden Jahren mehrere Kassenschlager wie z. B. "Der
Blaue Engel" (1930) unter der Regie von Josef
von Sternberg oder die Tonfilmoperetten "Die Drei von der Tankstelle"
(1930/31, Regie: Wilhelm Thiele)
und "Der Kongreß tanzt", inszeniert 1931 von Erik Charell.
Laura
Bezerra
|