| Biographie | ||
Geburtsdatum
und -ort Martin Bergers sind nicht bekannt. Er arbeitet jahrelang als Schauspieler,
Regisseur und Direktor an einem Theater. Ab 1916 ist er beim Film tätig.
Er dreht zwei Melodramen und schreibt das Drehbuch zu „Die Königstochter
von Travankore", einem indischen Liebesdrama, bei dem Otto Rippert Regie führt.
Im Verlauf der Novemberrevolution fordert er 1918 den Rücktritt der Ufa-Direktion
und die Wahl von Vertrauensleuten in den Vorstand der Aktiengesellschaft. Berger,
der im Film primär ein kulturpolitisches Instrument sieht, setzt sich
mehrfach gegen die rein kommerzielle Ausrichtung der Filmproduktion ein. Er wird
Mitglied im „Bund der Film- und Kinoangehörigen" (später „Centralverband
der Film- und Kinoangehörigen") und wird auf der Gründungsversammlung,
die im Dezember 1918 in Berlin stattfindet, in den Vorstand gewählt. Mitte
1919 löst sich der Verband bereits auf. Im selben Jahr wird Berger Mitglied
im „Verband deutscher Filmautoren" und ist Mitbegründer der „Volksfilmbühne".
1919 dreht er mit Werner Krauss für die B.Z. Film „Mazeppa, Volksheld der Ukraine". Im gleichen Jahr entsteht nach einem Kolportage-Stoff der sozialkritische Film „Gesindel - Marodeure der Revolution", an dessen Ende das Rätesystem eingeführt wird. Die Kritik moniert diesen allzu propagandistisch orientierten Film. Bergers nächste Arbeit, „Die Nackten" (später umgetitelt in „Schwester Martha", 1919) wird zunächst verboten, darf dann jedoch nach Schnittauflagen gezeigt werden. „Todesurteil", ebenfalls 1919 entstanden, plädiert für die Abschaffung der Todesstrafe. Berger heiratet die Schauspielerin Grete Ly, die mit „Todesurteil" erstmals auch als Produzentin hervortritt. Mit dem nächsten, ebenfalls von Grete Ly produzierten Film „Dieb und Dirne" (später in „Dirne und Weib" umgetitelt) versucht Berger Anschluß an den Expressionismus zu finden. 1921 wird er Geschäftsführer der B.Z. Film und produziert für die Firma die beiden Kriminalfilme „Ton Sort" und „Mysterium", in denen die Handlesekunst eine wichtige Rolle bei der Verbrechensaufklärung spielt. Beide Filme erweisen sich als Flops. In den folgenden Jahren dreht Martin Berger, der wegen seines Engagements für das Gesellschaftsmodell des Sozialismus als Außenseiter in der Branche gilt, einige kurze Dokumen-tarfilme über die Arbeiterbewegung. 1922 diskutiert er mit Vertretern der Film-prüfstelle im Namen der Filmindustrie, was ihm eine Rüge im „Kinematographen" einbringt. Während des Berliner Kino-Streiks im September desselben Jahres organisiert Berger Kinovorführungen in Tanzsälen. 1925 entsteht unter Mitwirkung der Gewerkschaften und des Reichsbanners „Freies Volk", der „erste republikanische Großfilm", in dem der Schauspieler Mathias Wieman debütiert. Die auf dem Filmgelände in Staaken gedrehte Produktion gerät zum finanziellen Fiasko. Das Melodrama „Kreuzzug des Weibes" (1926), mit Conrad Veidt, Maly Delschaft und Werner Krauss, wird Bergers größter Erfolg. „Die Ausgestoßenen" (1927), „Rasputins Liebesabenteuer" (1928) und „Heilige und Dirne" (1929) werden von der Kritik zumeist verrissen. „Sturmflut der Liebe" (1929), eine Produktion der holländisch-rumänischen Transfilma, führt in die Firmenpleite. Bergers einziger Tonfilm, die deutsch-rumänische Co-Produktion „Verklungene Träume" wird in drei Sprachversionen (deutsch, französisch und rumänisch) gedreht. Sie wird auch im New Yorker Eighth Street Playhouse gezeigt, die New York Times taxiert den Film jedoch als derbe Komödie und als „not a good entertainment for those who are not very familiar with German". Nach 1930 verlieren sich die Spuren Martin Bergers. |
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Nach:
Martin Berger - Regisseur. In: Cinegraph. Lexikon zum deutschsprachigen Film. München: Edition text & kritik 1977ff. |
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