Eberhard Frowein 

  Biographie
Eberhard Frowein wird am 24. Mai 1881 als Sohn des Fabrikanten Abraham Frowein und seiner Frau Luise in Elberfeld geboren. Er tritt zunächst als Romanautor („Lexikon der Liebe", „Zuerst die Ponys", „Die eiserne Ann") an die Öffentlichkeit und arbeitet ab 1920 beim Film. In kurzer Folge entstehen das Sittendrama „Der Leidensweg eines Achtzehnjährigen", „Der Silhouettenschneider" und der Abenteuerfilm „Der Perlenmacher von Madrid [Paris]". 1926 übernimmt Frowein die Regie zu „Sünde am Weib", einer Produktion der Unterrichtsfilm GmbH mit deutlich didaktischen Zügen. 1928 inszeniert er den Aufklärungsfilm „Die Ehe" nach dem Bestseller „Die vollkommene Ehe" von Theodor van de Velde. Die Hauptrollen spielen Lil Dagover, Hertha von Walter und Gustav Dießl. Der Film wird als populärwissenschaftlicher „Sexual-Film mit Spielhandlung" annonciert und kann ebenso wie der ein Jahr später gedrehte Spielfilm „Fruchtbarkeit" nur mit Schnittauflagen im Kino gezeigt werden. Die Themen Medizin und Hygiene bleiben Schwerpunkte in Froweins Arbeit. Nach der Tonfilmreportage „Das Kind und die Welt" (1931, Buch: Kurt Lewin, A.Kasten, Herbert E.Günther und Frowein), entsteht mit „Heilende Hände" (1931), einer Produktion des Verlags wissenschaftlicher Filme, ein weiterer Medizinfilm unter seiner Regie. „Goethe lebt ...!" (1932) wird zum 100. Todestag des Dichters parallel zu den beiden Goethe-Filmen der Ufa produziert und steht politisch ganz im Zeichen eines „nationalen Aufschwungs".
Nach 1933 ist Frowein als Drehbuchautor tätig. Er ist Co-Autor des deutsch-schweizerischen Expeditionsfilms „Der Dämon des Himalaya" (1935, R.: Günther O.Dyrenfurth) und verfaßt das Drehbuch zur Kriminalkömodie „Der blaue Diamant" (1935, R.: Kurt Blachitzky). 1938 folgen „Ziel in den Wolken" (zusammen mit Philipp Lothar Mayring, R.: Wolfgang Liebeneiner), „Du und Ich" (zus. mit Curt J. Braun, R.: W.Liebeneiner ) und „Am seidenen Faden" (zus. mit Robert A. Stemmle, der auch Regie führt). 1940/41 beteiligt sich Frowein an der Vorbereitung des Films „Ich klage an" (R.: W.Liebeneiner). Der Film soll nach dem Willen eines nationalsozialistischen Ärztegremiums und von Vertretern der Partei die Akzeptanz der Tötung von geistig und körperlich behinderten sowie psychisch kranken Menschen im Rahmen der „Aktion T4" in der deutschen Bevölkerung erhöhen. Diese Massentötungen werden euphe-mistisch als „Euthanasie" deklariert. Froweins Romanvorlage „Ich klage an" (1940) bildet die Grundlage für das Drehbuch zum Film, das er zusammen mit Harald Bratt und Wolfgang Liebeneiner verfaßt. Der Film indes verfehlt sein Ziel in der Öffentlichkeit: Gegen das „Euthanasie"-Programm der Nazionalsozialisten hat sich zum Zeitpunkt des Starts von „Ich klage an" bereits massiver Protest erhoben. 
Während des Krieges verfaßt Frowein noch lediglich den Filmentwurf „Die Schenke zur ewigen Liebe". In den Fünfziger Jahren wendet sich Frowein dem Genre des Heimat-films zu. Er zieht nach Alt-Aussee in der Steiermark. 1953 führt er Regie bei der deutsch-österreichischen Co-Produktion „Der Sonnblick ruft" (Buch: Frowein zus. mit Josef Prack), 1955 verfaßt er das Drehbuch zu „Der Loibner-Bauer". 
 Literatur:
Sylke Hachmeister: Kinopropaganda gegen Kranke. Die politische Funktionalierung des Film „Ich klage an" im Rahmen des nationalsozialistischen „Euthanasieprogramms". Baden-Baden: Nomos 1992.

Ursula von Keitz: Von weiblichen Crimen zur 'Kranken Frau'. Narration und Argu-mentation zu 'Abtreibung' und 'Vernichtung lebensunwerten Lebens' im Film der Weimarer Republik und NS-Zeit. In: Joachim Linder, Claus-Michael Ort (Hgg.): Verbrechen-Justiz-Medien. Positionen und Entwicklungen in Deutschland von 1900 bis zur Gegenwart. Tübingen: Niemeyer [1999].

Karl Ludwig Rost: Sterilisation und Euthanasie im Film des Dritten Reiches. Nationalsozialistische Propaganda in ihrer Beziehung zu rassenhygienischen Maßnahmen des NS-Staates. Diss. Husum: Matthiesen 1987 (= Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Bd. 55).

uvk