| Biographie | |||
Max
Ophüls wurde als Max Oppenheimer am 6.5.1902 in St. Johann/Saar (seit 1914
Saarbrücken) als Sohn des Kaufmanns Leopold Oppenheimer geboren. Die Firma
des Vaters hat sich auf Herren- und Knabenkonfektion spezialisiert. Max besucht
ab 1913 das Ludwig-Gymnasium, ab 1915 die Oberrealschule, die er ohne Abitur verläßt.
Er ist ein begeisterter Besucher des Stadttheaters, spielt Flöte, Gitarre
und Klavier und wirkt 1920 in einer Schüleraufführung von Gustav Freytags
Stück „Die Journalisten" mit. In der Spielzeit 1920/21 wird Max Oppenheimer
Schauspieler-Volontär bei Fritz Holl am Württembergischen Landestheater
in Stuttgart und nennt sich seit seinem ersten Auftritt Ophüls. Von 1921
bis 1923 ist er Nebendarsteller in Aachen und danach am Stadttheater Dortmund,
wo er seine erste Theaterregie übernimmt. 1924 wechselt er als Spielleiter
für Schauspiel und Oper ans Stadttheater Barmen-Elberfeld. Er entwirft auch
Bühnenbilder und spielt selbst. 1925 ist er Rezitator für das Versuchsprogramm
des Rundfunksenders Elberfeld, ab 1927 arbeitet er für die Sender in Köln
und Stuttgart und schreibt ab 1928 eigene Hörszenarien. 1925/26 wird er ans
Wiener Burgtheater engagiert. Er inszeniert dort Stücke und uns spielt selbst
in einem mit. Antisemitische Zuschriften veranlassen die Intendanz, Ophüls
zu kündigen. Zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Hilde Wall, wird
er 1926 ans Neue Theater in Frankfurt am Main engagiert und wirkt als Gastregisseur
am Frankfurter Schauspielhaus. Am 1.11.1927 wird der Sohn Hans Marcel geboren.
Von 1928 bis 1930 inszeniert Ophüls an den Vereinigten Theatern in Breslau.
Das Spektrum reicht von Klassikern, modernen Komödien über Boulevardstücke
bis zum zeitgenössischen Drama, u.a. „Revolte im Erziehungshaus" von Peter
Michael Lampel und „Die Matrosen von Cattaro" von Friedrich Wolf. Ophüls'
1928 entstandene Kinder-Weihnachtsrevue „Fips und Stips auf der Weltreise", wird
ein Jahr später für die „Schlesische Funkstunde" als Hörspiel produziert.
1929/30 erarbeitet Ophüls zusammen mit dem Komponisten Harry Ralton Revuen
zu politischen und kulturellen Themen, die von der „Schlesischen Funkstunde" direkt
übertragen werden. Ophüls wird ständischer Mitarbeiter als Funk-Kolumnist
beim Breslauer Sender und produziert mit Ralton kabarettistische Monatsmagazine.
1930 trifft Ophüls die Berliner „Gruppe junger Schauspieler", mit der er
im Oktober am Berliner Lessing-Theater Werner Ackermanns „Flucht nach Shanghai"
inszeniert. Im Januar 1931 zieht Ophüls nach Berlin und inszeniert in der
Folge am Komödienhaus Boulevardstücke und ein Lustspiel am Theater an
der Stresemannstraße. Daneben arbeitet er für die Berliner Funkstunde.
Für Anatole Litvaks Komödie „Nie wieder Liebe" engagiert ihn die Ufa als Dialog-Regisseur. Im August 1931 entsteht Ophüls' erster eigener Film „Dann schon lieber Lebertran", ein Kurzfilm nach einer Story von Erich Kästner. 1932 folgt sein erster abendfüllender Film „Die verliebte Firma", eine musikalische Komödie über das Filmemachen. An "Die verkaufte Braut", angekündigt als „erster Operntonfilm", wirken „richtige Jahrmarktsleute mit." Der in Geiselgasteig gedrehte Film hat in München Premiere. Gleichzeitig arbeitet Ophüls an Liebelei, nach dem Drama von Arthur Schnitzler, der jedoch verzögert in die Produktion geht. Im Herbst 1932 inszeniert er mit Starbestezung die Komödie „Lachende Erben". Das Melodram „Liebelei", in dem Ophüls die beiden Jungstars Luise Ulrich und Magda Schneider gegen ihre gewohnten Rollenfächer besetzt, hat erst nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, am 16.3.1933 Premiere. Es wird Ophüls' größter Kino-Erfolg. Ende März 1933 verläßt Max Ophüls Berlin und geht ins Exil nach Paris, wo „Liebelei" mit großem Erfolg mit französischen Untertiteln läuft (die französische Sprachversion „Une histoire d'amour", im selben Jahr gedreht, ist hingegen wenig erfolgreich). Ende 1933 inszeniert Max Ophüls die musikalische Krimi-Komödie „On a vole un homme". Produziert wird sie von Erich Pommer, ehedem Produktionsleiter der Ufa, dem zusammen mit allen anderen jüdischen Mitrbeitern des Konzerns am 29.3.1933 gekündigt wurde und der seit Ende Mai 1933 ebenfalls in Paris lebt. 1934 dreht Ophüls in Rom für den Verleger Rizzoli „La signora di tutti", ein Melodram um eine Filmdiva, 1935 zwei Filme mit Simone Berriau, die auch als Produzentin fungiert: „Divine", nach einem Roman von Colette und das „tragikomische Geisterlustspiel" „La tendre ennemie". Nach der Saar-Abstimmung im Januar 1935 werden die Geschäftshäuser Leopold Oppenheimers in Saarbrücken „arisiert". Die Familie emigriert nun ebenfalls nach Paris. Ein Aufenthalt in der Sowjetunion bleibt ohne Ergebnis. Im selben Jahr ensteht in Holland die sehr aufwendig produzierte „Komedie om Geld". Die nächsten vier Filme, „Yoshiwara", „Werther", „Sans Lendemain" und „De Mayerling à Sarajevo" produzieren wiederum Emigranten aus Deutschland: Hermann Millakowsky, Seymor Nebenzahl, Gregor Rabinowitsch und Eugen Tuscherer. Seit 1938 ist Max Ophüls französischer Staatsbürger. „Mayerling..." wird wegen der franzosischen Generalmobilmachung erst kurz vor Einmarsch der deutschen Truppen Anfang 1940 fertiggestellt. Im selben Jahr wird Ophüls Soldat bei den Tirallieurs Algériens und arbeitet bei antifaschistischen Radiosendungen mit. Im Juni 1940, nach dem Waffenstillstandsabkommen zwischen Frankreich und Deutschland, flieht Ophüls, der zusammen mit seiner Famile auf den Auslieferungslisten der Gestapo steht, ins unbesetzte Südfrankreich und bereitet dort seine Emigration in die USA vor. Wegen der Verzögerung der Einreisegenehmigung nimmt er ein Angebot des Zürcher Schauspielhauses an und inszeniert dort die Komödie „Heinrich VIII und seine sechste Frau" von Max Christian Feiler. Die mit Louis Jouvet 1941 in Basel begonnenen Dreharbeiten zum Film „L'Ecole des femmes" werden vorzeitig abgebrochen. Im April 1941 reist Ophüls von Zürich aus nach Marseilles, von dort über Lissabon nach New York und weiter nach Los Angeles. 1942 arbeitet er kurzzeitig für das Radioprogramm „Voice of America". Ophüls' Entwürfe zu Anti-Nazi-Filmen bleiben unverfilmt. Im Herbst 1944 engagiert ihn Preston Sturges für die Regie zu „Vendetta". Nach zweijähriger Vorbereitung geht der Film 1946 in die Produktion. Kurz darauf folgt, auf Vermittlung von Robert Siodmak, „The Exile", und 1948, für William Dozier und seine Frau Joan Fontaine, „Letter from an unknown Woman", nach der Novelle von Stefan Zweig. 1949 kehrt Max Ophüls nach Paris zurück. „La ronde", nach dem Drama „Der Reigen" von Arthur Schnitzler, gerät zum Skandal. Ophüls wird nun als Spezialist für pikante erotische Szenen eingestuft. Mit „Madame de...", 1953, versucht Ophüls, sich von diesem Image zu befreien. „Lola Montez", 1954 in CinemaScope gedreht, wird jedoch ebenso ein Kino-Skandal und eine spktakuläre Pleite. In der Bundesrepublik ist Ophüls als Hörfunkregisseur tätig Für den Südwestfunk Baden-Baden inszeniert er die Hörspiele „Novelle" (nach Geothe) und „Frau Berta Garlan" (nach Schnitzler). Am deutschen Schauspielhaus Hamburg wird Ophüls' Inszenierung von Beaumarchais' "Der tolle Tag" mit großem Erfolg aufgeführt. Wegen einer Erkrankung kann Ophüls nicht an der Premiere am 5.1.1957 teilnehmen. Die Dreharbeiten zu „Les amants de Montparnasse", einen Film über den Maler Modigliani, zu dem er zusammen mit Henri Jeanson das Drehbuch verfaßt hat, erlebt Max Ophüls nicht mehr. Er stirbt am 26.3.1957 in Hamburg. Nach: Der CineGraph. Lexikon zum deutschsprachigen Film. München: edition text & kritik 1977ff. Mit ausführlicher Filmographie. | ||||
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