| Biographie | |||
Peter
Pewas wird als Walter Emil Hermann Schulz am 22.4.1904 als Sohn des Schuhmachermeisters
Hermann Schulz in Berlin geboren. Nach der Volksschule absolviert er eine Schlosserlehre,
schlägt sich zunächst als Metallarbeiter durch und zieht durch die Tschechoslowakei
und Österreich. Dort arbeitet er u.a. in einem internationalen Studentenheim.
1920 geht er für ein Dreivierteljahr ans Weimarer Bauhaus. Er studiert bei
Paul Klee, Wassily Kandinsky und Lazlo Moholy-Nagy, der von ihm behauptet, er
lebe in einem somnambulen Zustand. Er entwirft Graphiken für die „Roten Naturfreunde"
und die „Rote Hilfe" in Berlin und macht Fotomontagen für die Broschüren
eines Arbeiterverlags. Kurze Reisen führen ihn nach Paris und Moskau. Nebenbei
gibt er Unterricht an einer Dekorationsschule und arbeitet als Statist an der
Piscator-Bühne. 1932 beginnt Pewas, einen Dokumentarfilm über das Leben rund um den Alexanderplatz zu drehen, ungeschönte Bilder vom Alltag in Berliner Mietskasernen und auf der Straße sollen enstehen. Ab 1933 ist Pewas als freier Werbegraphiker tätig, er entwirft Filmplakate und Kinoanzeigen in einem neuen, eigenwilligen Stil. 1934 wird er bei den Dreharbeiten von der Gestapo verhaftet, das Material von „Alexanderplatz überrumpelt" wird konfisziert. Daß jemand ohne Parteiabzeichen filmt, erregt Verdacht. 1935 sitzt Peter Pewas zweimal wegen des Verdachts auf „Hochverrat" in Haft. Danach arbeitet er wieder als Plakat- und Werbegraphiker für den Film, entwirft u.a. die Plakate zu „San Francisco" (1936), „Yvette" (1938), „Das unsterbliche Herz" (1939), gestaltet die Broschüre „Von der Flimmerkiste zur Filmkunst" (1939, hrsg. von der Reichsfilmkammer) und das Plakat zu „Sieg im Westen" (1941). Durch die Veröffentlichung eines Plakatentwurfs wird der Regisseur und Leiter der Babelsberger Filmakademie, Wolfgang Liebeneiner 1938 auf Pewas aufmerksam. Pewas beginnt an der Filmakademie Regie zu studieren und arbeitet als Regieassistent bei Liebeneiners „Bismarck" (1940) und „Ich klage an" (1941). 1942, als Pewas bereits einen Einberufungsbefehl bekommen hat, engagiert ihn K.J.Fritsche für die Tobis als Nachwuchsregisseur. Pewas dreht den Kurzfilm „Eine Stunde". Er reiht Impressionen von Alltagsereignissen in einem Berliner Hinterhof aneinander. Seines düsteren Grundtons wegen wird der Film nicht dem Propaganda-Ministerium vorgelegt, doch Pewas erhält einen Regievertrag. Sein zweiter Film, der Kurzspielfilm „Zweiklang", erzählt von der flüchtigen Begegnung eines Fronturlaubers mit einer Berliner Künstlerin und passiert ohne Mühe die nationalsozialisitische Zensur. Am 22.6.1943 beginnt Pewas bei der Terra mit den Dreharbeiten zu seinem ersten abendfüllenden Spielfilm, „Der verzauberte Tag", ein Melodram mit elegischem Grundton, das Stilformen sowohl des deutschen Stummfilms als auch des französischen poetischen Realismus' erkennen läßt. Immun gegen den offiziell verordneten Optimismus bleibend, konstruiert Pewas statt eines linearen Erzählduktus' kunstvolle Bild-Ton-Montagen und Überblendungen und stilisiert die Liebesgeschichte zwischen der Kiosk-Verkäuferin Christine und dem weltgewandten Maler Albrecht Götz als modernes Märchen. Der schwebend-gleitende Erzählrhythmus macht den Film zu einem der phantasievollsten und formal interessantesten deutschen Produktionen der vierziger Jahre. „Ich will gegen jegliche Verflachung energisch ansteuern; die Handlung selbst, die durch starkes und gesundes Empfinden ausgezeichnet ist, kommt mir bei meinen Bemühungen auch entgegen. Es gilt, die Wandlung eines jungen Menschen aufzuzeigen, der eines spießbürgerlichen Atmosphäre entrückt werden muß. [...] Dieser Film soll nicht zerstreuen, sondern sammlen und anregen, " so Pewas in einem Zeitungsinterview vom 10.12.1943. „Der verzauberte Tag" wird wegen „Verächtlichmachung" des in den Bombennächten nach Vorstellung des Propaganda-Ministeriums bewährten deutschen Kleinbürgertums und wegen einiger erotischer Szenen mit Eva-Maria Meineke nach mehrmaliger Vorlage bei der Zensur im Oktober 1944 verboten. Die Behörde unterstellt dem Film ferner „Kulturbolschewismus". Der Kritiker Günter Blöker, einer der Gutachter, fühlt sich insbesondere von Pewas' Erzählstil provoziert. Alf Teichs, Produktionschef der Terra, wird beinahe entlassen. Zwei größere Filmprojekte mit Gustav Gründgens und Heinz Rühmann muß Pewas daraufhin aufgeben. Er wird zum Volkssturm eingezogen. Nach 1945 ist Peter Pewas einige Monate lang Unterbürgermeister von Berlin-Wilmersdorf. Er gehört zu den Mitbegründern DEFA-Film in Babelsberg. 1947 dreht er für die DEFA den atmosphärisch dichten, abendfüllenden Aufklärungsfilm „Straßenbekanntschaft" mit Alice Treff und Gisela Trowe, den über fünf Millionen Menschen sehen. Der Film gilt heute als einer der einflußreichsten „Trümmerfilme". 1948 lernt Pewas Roberto Rossellini kennen, der ihm eine Rolle in „Germania anno zero" anbietet. Eine Zusammenarbeit kommt jedoch nicht zustande. In München gründet Peter Pewas 1949 eine eigene Produktionsgesellschaft. Ein Spielfilmprojekt über einen Kindermörder in den Kriegsjahren mit Klaus Kinski in der Hauptrolle bleibt unrealisiert. Pewas dreht in der Folge mehrere Kurzfilme, so „Menschen-Städte-Schienen"(1949) und „Herbstgedanken" (1950), die visuelle Adapation von Rainer Maria Rilkes Gedicht „Herbstsonate". „Putzke will es wissen" (1952) belehrt ironisch über die Verwendung von Steuergeldern im neuen Staat. Zu dem Spielfilm „Viele kamen vorbei" (1954) bemerkt die Kritik, daß Pewas' Regie stark gegen das Drehbuch, auf das der Regisseur keinen Einfluß mehr hatte, opponiert. In den fünfziger und sechziger Jahren dreht Peter Pewas einige 100 Werbespots fürs Fernsehen, die vielfach ausgezeichnet wurden. Den Durchbruch im Nachkriegsdeutschland bringen sie ihm, der lange Jahre arbeitslos ist, nicht. Er wendet sich der Malerei zu und zieht nach Hamburg. 1984 erhält er das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Peter Pewas stirbt am 13.9.1984 in Hamburg. | ||||
uvk | ||||