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13. April 1949 wurde aus dem in der US-Zone ansässigen Archiv für Filmwissenschaft
das Deutsche Institut für Filmkunde, das schon im Namen einen ganz anderen
Anspruch erhob: Es sollte im Jahr der Gründung der Bundesrepublik seine Tätigkeit
auf ganz Westdeutschland ausweiten. Hanns
Wilhelm Lavies hatte in seinem Verhältnis zum filmischen Erbe aus der NS-Zeit
noch keine kritische Distanz gefunden - womit er freilich im Filmbetrieb der fünfziger
Jahre nicht die Ausnahme, sondern die Regel darstellte. So begann eine kritische
Aufarbeitung der deutschen Geschichte im DIF erst 1959 mit Max Lippmann, der -
selbst Jude - die Erfahrungen von Emigration und Verfolgung in seine Auseinandersetzung
mit dem filmischen Erbe einbrachte und sein Engagement für das völkerversöhnende
Potential des Mediums Film von daher begründete. | Anhand
von Filmbeispielen stellte er in Volkshochschulen, an Universitäten, in Filmclubs
und in der politischen Bildung Vorträge über "Das Bild des jüdischen
Menschen im Film" zur Disskussion, wie er auchüber die Kriterien der Bewertung
von Filmen debattierte. Lippmann verfocht die Internationalität des Mediums,
was auch die Produktionen der damals sogenannten „Entwicklungsländer" mit
einschloß: bereits 1960 organisierte er das umfangreiche Filmprogramm der
„Deutschen Afrika-Woche" in Berlin. 1964
holte Max Lippmann erstmals auch russische Regisseure zum spektakulären „Shakespeare-Film-Festival"
nach Wiesbaden und initiierte damit den in der Folgezeit so produktiven Kontakt
des DIF zu den Filmschaffenden des sogenannten „Ostblocks". |