| Biographie | ||
Reinhold
Schünzel wird am 7. November 1888 in Hamburg geboren und absolviert nach
seinem Schulabschluß im Berliner Verlagshaus Scherl eine kaufmännische
Ausbildung. Als Filialleiter ist er für den Verlag zuerst in Bremen, dann
in Hamburg tätig. Daneben dilettiert er als Schauspieler und Regisseur an
verschiedenen kleinen Bühnen, bis er 1912 die Schauspielerei zu seinem Hauptberuf
macht. Engagements führen ihn u.a. nach Bern an das dortige Stadttheater
sowie nach Berlin, wo er im Komödienhaus am Schifferbauerdamm und im Theater
in der Königgrätzer Straße auftritt. Auf Vermittlung eines Kollegen erhält Schünzel 1916 seine erste Filmrolle in Carl Froelichs „Werner Krafft". Noch im gleichen Jahr beginnt seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Richard Oswald, der Schünzels Rollentypus entscheidend prägt. Ob in Oswalds Sitten- und Aufklärungsfilmen (u.a. „Das Tagebuch einer Verlorenen", 1918, „Anders als die Anderen", 1918/19, „Das gelbe Haus / Die Prostitution", 1919) oder in dessen Grusel- und Verbrecherfilmen (u.a. „Freitag, der 13.", 1916, „Unheimliche Geschichten", 1919), ob in den Kriminalfilmen der Max-Landa-Serie von E.A. Dupont und Carl Hagen - Schünzel spielt den zügellosen Lebemann und Verführer, den verschlagenen Zuhälter und Erpresser. Dabei bedient er genauso das Unterhaltungskino wie den anspruchsvollen Film, für den seine Rollen in Ernst Lubitschs „Madame Dubarry" (1919) oder in Carl Froelichs Schiller-Adaption „Luise Millerin" (1922) stellvertretend stehen mögen. 1918 betätigt sich Schünzel erstmals auch als Regisseur und inszeniert nach Friedrich Hebbels gleichnamigem Bühnenstück „Maria Magdalene" (1919/20) sowie 1920 den Sittenfilm „Das Mädchen aus der Ackerstraße" und den aufwendigen Historienfilm „Katharina die Große". Ebenfalls 1920 gründet er die Lichtbild-Fabrikation Schünzel-Film, die er einige Monate später, im September 1920, mit der Wiener Firma Micheluzzi & Co. (Micco-Film) zu einer Produktionsgemeinschaft zusammenschließt. Es entsteht „Der Graf von Cagliostro" (1920) u.a. mit Conrad Veidt und Anita Berber in den Hauptrollen. Daß Schünzel, wie in diesem Film, an dem er als Produzent, Regisseur und Darsteller beteiligt ist, mehrere Funktionen auf sich vereint, - oft ist er auch sein eigener Drehbuchautor - ist charakteristisch für seine Arbeit. Im Mai 1921 übernimmt Schünzel als 2. Geschäftsführer und künstlerischer Leiter die neugegründete Berliner Dependance der Micco-Film, für die er in der Folgezeit u.a. „Der Roman eines Dienstmädchens" (1921) und „Das Geld liegt auf der Straße" (1921) dreht. Im Mai 1926 macht er sich erneut mit einer eigenen Produktionsgesellschaft, der Reinhold Schünzel-Film GmbH, selbständig. Zunächst im Auftrag der Ufa, ab 1928 dann für die Südfilm AG produziert er eine Reihe von Komödien, in denen er - oft Hauptdarsteller und Regisseur bzw. künstlerischer Oberleiter in einem - sein komödiantisches Talent ausspielen kann („Hallo Cesar!", 1926, „Adam und Eva", 1928, „Don Juan in der Mädchenschule", 1928, „Aus dem Tagebuch eines Junggesellen", 1928). Der Beginn der Tonfilmzeit beendet schließlich seine Tätigkeit als Produzent. Vermehrt spielt Schünzel nun wieder in Filmen anderer Kollegen mit, so z.B. in Oswalds „1914. Die letzten Tage vor dem Weltbrand" (1930/31) oder in G.W. Pabsts „Die 3-Groschen-Oper" (1930/31). Ab 1931 ist er bei der Ufa als Regisseur unter Vertrag, für die er in den folgenden Jahren eine Anzahl sehr erfolgreicher Musikkomödien dreht („Saison in Kairo", 1933, „Viktor und Viktoria", 1933, „Die englische Heirat", 1934, „Amphitryon", 1935, „Land der Liebe", 1937). Häufig mit Renate Müller in der Hauptrolle, zeichnen sich diese Filme durch einen ironischen Unterton aus, was Schünzel, der trotz seines jüdischen Glaubens lange Zeit unter der besonderen Protektion Hitlers steht und mit einer Sondererlaubnis ausgestattet ist und zunächst ungehindert weiterarbeiten kann, zunehmend in Schwierigkeiten bringt. Noch vor der Uraufführung von „Land der Liebe" im Juni 1937 verläßt er Deutschland und geht, einem Angebot Metro-Goldwyn-Mayers (MGM) folgend in die USA. Doch obwohl die drei Musikfilme, die er in den nächsten zwei Jahren für das Studio dreht, zum Teil sehr erfolgreich sind („Rich Man, Poor Girl", 1938, „Balalaika", 1939) und mit Stars wie Joan Crawford und James Stewart aufwarten („The Ice Follies of 1939", 1938/39), gelingt ihm der Durchbruch in Amerika nicht. „New Wine" (1941) ist schließlich Schünzels letzte Regiearbeit. Danach wirkt er in verschiedenen Filmen als Schauspieler mit, vor allem in der Maske des finsteren Nazi-Schurken (u.a. „Hangmen Also Die!", 1942, „Notorious", 1946, „Berlin Express", 1947/48). 1949 kehrt Schünzel nach Deutschland zurück und arbeitet vorwiegend als Theater- und Filmschauspieler. Für seine Rolle in „Meines Vaters Pferde" wird er im Sommer 1954 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet (Silbernes Filmband als Bester Nebendarsteller). Kurze Zeit später, am 11. September 1954, stirbt Schünzel in München. | |||
Quellen:
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