Friedrich Hollaender  
  
Auswahlfilmographie

Veröffentlichungen

Friedrich Hollaender mit Vater  
 

Kurzbiographie  
 

Friedrich Holländer wurde am 18. Oktober 1896 in London geboren. Sein Vater ist der Kapellmeister und Operettenkomponist Victor Hollaender. Auf eine Opernkarriere zielend, studiert Friedrich Hollaender an der Musikakademie Berlin bei Engelbert Humperdinck („Hänsel und Gretel"), wendet sich aber dann der leichten Muse zu. Er heiratet die Schauspielerin Blandine Ebinger.  
 

Hollaender ist eines der kreativsten Multitalente der Zwanziger Jahre. Zu seinen Evergreens gehören Blandine Ebingers „Groschenlied" und Curt Bois' „Guck doch nicht immer nach dem Tangogeiger hin." Zusammen mit Max Reinhardt arbeitet er am Berliner Kabarett „Schall und Rauch". Er schreibt die Musik zu expressionistischen Stücken von Ernst Toller, Fritz von Unruh und Else Lasker-Schüler. Daneben entstehen Mini-Revuen voller Witz und spritziger Melodien. 1926 komponiert Hollaender seine erste Filmmusik, zu dem sozialkritischen Film „Kreuzzug des Weibes" von Martin Berger (mit Conrad Veidt, Werner Krauß, Maly Delschaft und Harry Liedtke). Der Film, der nach Schnittauflagen am 1.10.1926 im Berliner Alhambra-Kino am Kurfürstendammm und im Primus-Palast uraufgeführt wird, wird ein großer Erfolg beim Publikum. 

Auf einer Probe für den Ufa-Film „Der blaue Engel" von Josef von Sternberg (1930) improvisiert Hollaender als sog. „Schimmel" (eine Art Blindtext für eine bereits komponierte Melodie) am Klavier das Lied „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt / denn das ist meine Welt/ und sonst gar nichts..." - es sollte die Nummer werden, die Marlene Dietrich weltberühmt gemacht hat. Dazu Hollaender in seiner Autobiographie: „Die Wirkung ist unbeschreiblich, die ganze Gesellschaft klatscht. Ein Stimmengewirr wie am Bahnhof. 'Aber - -', stotterte ich, 'das ist doch nur ein Schimmel ...' 'Wat heißt hier Schimmel ? ', brüllt [Emil] Jannings. 'Det is er!'" 

Seinen ersten und einzigen Film als Regisseur dreht Hollaender 1932 ebenfalls für die Ufa. Die musikalische Komödie „Ich und die Kaiserin" wird in drei Sprachfassungen produziert. Die männlichen Hauptrollen werden mit nationalen Stars dreifach besetzt. Zusammen mit Franz Wachsmann [später: Franz Waxman] komponiert und arrangiert Hollaender (nach Kompositionen von Charles Lecocq, Edmond Audran und Jacques Offenbach) auch die Musik und textet die Lieder. 

Wenige Tage nach der Uraufführung des Films am 22.2. 1933 im Berliner Gloria-Palast am Zoo flieht Friedrich Hollaender, der als jüdischer Filmschaffender auf der 'Schwarzen Liste' steht, mit seiner Familie vor den Nazis nach Paris. Seine letzte in Berlin aufgeführte Revue hieß ahnungsvoll „Höchste Eisenbahn". Er geht nach Hollywood, beginnt eine zweite Karriere und arbeitet erneut mit Berliner Freunden zusammen: Marlene Dietrich, Ernst Lubitsch, Joe May, Peter Lorre und Franz Waxman. Hollaenders Musiknummern, die er für zahlreiche Hollywood-Produktionen schreibt, und die von Stars wie Clark Gable, Janette McDonald, Ginger Rogers und Jane Russell interpretiert werden, avancieren zu Welthits, so."Music in my Dreams" (aus „Hundred Men and a Gril") 

1956 kehrt er nach Deutschland zurück und läßt sich in München nieder. Das Theater „Die kleine Freiheit" gibt seine zeitsatirischen Revuen „Hoppla aufs Sofa" und „Rauf und Runter". Der Schauspielerin Hanne Wieder widmet er das Chanson „Circe". In Billy Wilders temporeicher Berlin-Satire „One, Two, Three" (1961) spielt Hollaender einen traurig-komischen Combo-Dirigenten, der in einem Hotel im Ostteil der Stadt die Gäste mit dem Schlager „Ausgerechnet Bananen" unterhält. 1965 erscheint seine Memoiren „Von Kopf bis Fuß" [Neuausgabe 1996], in der er ein heiteres Spiel mit der autobiographischen Form betreibt. Ein bewegendes Zeitdokument ist vor allem das Kapitel „Presto", in dem Hollaender akribisch genau die Umstände seiner Flucht aus Berlin und die Ängste beschreibt, die ihn auf der Zugfahrt nach Paris in die Emigration begleiten.  
Friedrich Hollaender stirbt am 18. Januar 1976 in München. 

uvk