| Biographie | ||
Eduard
Tissé wird am 13. April 1897 in Liepaja (Lettland) geboren. 1913
verläßt er die Hochschule der Marine und beginnt, Photographie
und Malerei im Atelier von Prof. E. Graenzinger zu studieren. Schon zu dieser
Zeit entwickelt er ein besonderes Interesse für das Filmen. Direkt
nach Abschluß seines Studiums 1914 beginnt der 17jährige, als
Kameramann zu arbeiten. 1916-1918 arbeitet Tissé an mehreren Fronten
als Kriegskameramann. Bei einem Giftgasangriff wird er verletzt. Im Verlauf
des Krieges gelingt es ihm, die Verbrüderung deutscher und russischer
Soldaten zu filmen. Die Aufnahmen, die eine sehr persönliche Beziehung
zu diesem Ereignis dokumentierten, finden Eingang in das Almanach „Sowjetisches
Lettland" (1919). Von 1918 bis 1921 reist Tissé als Korrespondent
mit seiner Kamera zu allen Schauplätzen des Bürgerkriegs. Er filmt
nicht nur, sondern schneidet das aufgenommene Material auch selbst. In diesem
Zeitraum entstehen etwa 200 Filmreportagen. 1921 beginnt er an der
Staatlichen Filmhochschule in Moskau (später VGIK), Kamera zu unterrichten.
Tissés Tätigkeit nach dem Krieg ist untrennbar verbunden mit
dem künstlerischen Werk Sergej
M. Eisensteins. Tissé photographiert den ersten langen Spielfilm Eisensteins, „Streik" (1925), der ein großer Erfolg wird. Ein Jahr darauf dreht Tissé „Panzerkreuzer Potemkin" (1925), der in Deutschland ein überragendes Echo findet. Danach dreht Tissé den Prolog zu „Die Bärenhochzeit" (1925). Er steht hinter der Kamera bei Granowskys „Jüdisches Glück" (ebenfalls 1925). In den Jahren 1926-1929 ensteht Eisensteins Film „Die Generallinie/Das Alte und das Neue". 1927 fotografiert Tissé „Oktober/Zehn Tage, die die Welt erschütterten". Die Schweizer Produktion „Frauennot-Frauenglück" (1929/30) entsteht, kurz nachdem Sergej M. Eisenstein, sein Assistent Grigorij Alexandrow und Tissé am 1. Internationalen Kongreß der unabhängigen Filmemacher auf Schloß La Sarraz bei Lausanne teilgenommen haben. Es ist Tissés erste eigene Filmregie. Das russische Team dreht drei Spielsequenzen und kombiniert diese mit Dokumentaraufnahmen zweier Geburten und deren Vorbereitung, der der Schweizer Kameramann Emil Berna zuvor in der Zürcher Universitäts-Frauenklinik aufgenommen hat. Die Dramatik des durchgehend aus extrem kurzen Einstellungen montierten Films ist wesentlich durch die fotografische Komposition bestimmt. Ebenso groß wie der Erfolg fällt die Empörung aus, die dem semidikumentarischen Film vor allem in katholisch geprägten Ländern und Regionen begegnet. Bis 1933 reist Tissé mit Eisenstein durch Westeuropa, in die USA und nach Mexiko, um vor Ort die Möglichkeiten der Tontechnik zu studieren. Als letzte stumme Produktion ensteht in Deutschland 1929 Michael Dubsons Kriminalfilm „Giftgas", nach dem Bühnenstück „Giftgas über Berlin" von Peter Michael Lampel. Bei Eisensteins „Romance Sentimentale" (1930) experimentiert das Team erstmals mit der Kombination von (Musik-)Ton und Bild. Der unvollendet gebliebene Film „Que viva Mexico!" (1931/32) ist ein weiterer Höhepunkt der Filmphotographie Tissés. 1935-37 entsteht, wiederum unter Eisensteins Regie „Die Beshin-Wiese" und 1938 der Historienfilm „Alexander Newskij". 1943 wird Tissé Professor für Kamera an der VGIK. 1944/45 steht er für Eisensteins zweiteiligen Historienfilm „Iwan, der Schreckliche" hinter der Kamera und führt 1949 nochmals Regie bei „Begegnung an der Elbe". Eduard Tissé stirbt am 18. November 1961. |
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